Selfie mit einem Engel

Lebels Poesie ist eine Poesie des Klangs, eine Poesie, die mit Tönen jongliert, mit einer Klangfarbe, eine Poesie von Versen, die auf den nahenden Reim oder die Assonanz gespannt sind...
Die Fähigkeit, einen Reiz oder ein Gefühl zu einem Klangfeuerwerk zu entwickeln, lässt einen willkommenen Raum für die Formulierung der Gefühle eines Menschen, der das Leben und die Welt aus einem Blickwinkel betrachtet, mit einer angemessenen Portion Distanz, Skepsis und Ironie. Aber das ist kein Vers eines verbitterten alten Mannes. Wir befinden uns immer noch in einer Welt der Klangfülle und Vorstellungskraft, in der das Gleichgewicht herrscht. Die Worte drängen weiterhin auf weitere Klangeffekte, aber sie tragen Bedeutung, behalten Form und Thema und erforschen dunkle Tiefen. Statt mit Worten zu jonglieren, werden hier Gefühle und Haltungen poetisch zum Ausdruck gebracht, die bitteren Gleichmut, Nostalgie und Tiefe haben.
Vor Jahren gründete Zdeněk Lebl die All-Kámoška-Konferenz. Allein mit seiner Gabe der furchtlosen Improvisation, die mit der Kraft der Sprache davon überzeugt, dass alles so ist, wie er es ihnen sagt, organisierte er im späten Normalisierungsgrau eine Zusammenkunft mehrerer
Dutzende von Dichtern, denen es gelang, in Davli zwei Tage lang einen dionysischen Karneval zu schaffen, in dem das Bedeutungslose bedeutungsvoll wurde (und manchmal auch umgekehrt). Und seine spontanen Rezitationen waren all diese Tage der Höhepunkt. Seitdem höre ich seine Stimme auch aus Gedichten, die nur eine Papierform haben. Ich glaube jedoch, dass die in diesem Band enthaltenen Gedichte, die er erst in den letzten Jahren geschrieben hat, diejenigen ansprechen können, die sich nicht an diese Stimme erinnern, sie aber anhand der Buchstaben, Verse und Formen einzelner Gedichte spüren können.

Aus dem Nachwort von Peter A. Bílek