Mein Jahr 1963 – Alena Breuerová

Das Jahr 1963 war etwas Besonderes, voller großer Ereignisse und subtiler Veränderungen. Für die Amerikaner war es das Jahr, in dem sie Kennedy ermordeten, für die Briten war es das Jahr des „Großen Eisenbahnraubs“ und für die Deutschen – zumindest einige von ihnen – war es das Jahr, in dem Bundeskanzler Adenauer in den Ruhestand ging.

In Europa beginnt dieses Jahr mit dem arktischen Winter. In der Tschechoslowakei liegt jedoch ein Gefühl des Vorfrühlings in der Luft. Die Stimmung ändert sich und das merkt man bei jedem Schritt. Als ob eine riesige Energie freigesetzt würde und Dinge begannen zu geschehen.

Die Dreharbeiten zu „Lemonade Joe“ beginnen auf Barrandová. Vor dem Semafor-Theater bilden sich Schlangen, es erscheinen Bücher, die sich die Leute gegenseitig aus den Händen reißen. Karel Gott gewinnt die Umfrage zur Goldenen Nachtigall, schreibt Jiří Štaidl Da hinter dem Wasser im Schilf. Und auch die Echos des Wahnsinns, den die Beatles in England entfesselt haben, dringen in uns ein.

Während die Menschen immer noch mühsam Sand für das Geschirr finden müssen, wird der Strom abgeschaltet und in Restaurants werden „fleischfreie Tage“ eingeführt, gleichzeitig werden aber auch neue Wohnsiedlungen und Stadien gebaut. Karel Hubáček entwirft Ještěd, die blauen Briefkästen werden in Orange geändert und die Röcke werden gekürzt.

In diesem Jahr wurden in der Tschechoslowakei 238.092 Kinder geboren. Und so sah die Welt, die sie in diesem Moment umgab, aus. Es gibt etwas, an das man sich erinnern sollte.